Stellungnahme des Dachverbands Komplementärmedizin
Medienmitteilung - Die Nachfrage nach komplementärmedizinischen Therapien und Arzneimitteln ist seit dem Ausbruch der Corona-Krise sprunghaft gestiegen. Der Dachverband Komplementärmedizin betont, dass natürliche Methoden zur Stärkung des Immunsystems und zur Behandlung von Infektionskrankheiten generell geeignet sind. Gleichzeitig warnt er vor falschen Heilversprechen. Es gibt derzeit keine standardisierte Therapie zur Behandlung von Covid-19. Der Dachverband Komplementärmedizin empfiehlt, sich unbedingt an die Vorgaben des Bundesrats zu halten und sich bezüglich der Möglichkeiten und Grenzen komplementärmedizinischer Therapien an eine komplementärmedizinische Fachperson mit anerkannter Ausbildung zu wenden.
Der Dachverband Komplementärmedizin stellt klar, dass in jedem Fall die Massnahmen und Empfehlungen des Bundesrates eingehalten und befolgt werden müssen. «Bleiben Sie zu Hause und halten Sie
Abstand. Pflegen Sie aber Ihre Kontakte mit der Familie und Freunden per Telefon oder Videokonferenz», betont die Dachverband-Präsidentin und Nationalrätin Edith Graf-Litscher.
«Komplementärmedizin bietet vielfältige, individuelle Begleitmassnahmen, welche aktuell zum Einsatz gelangen können», bestätigt Graf-Litscher. Der Dachverband empfiehlt allen interessierten
Personen, sich für eine individuell passende Therapie telefonisch an eine komplementärmedizinisch ausgebildete, anerkannte Fachperson zu wenden (Ärztin/Arzt, Therapeut*in, Apotheker*in oder
Drogist*in).
Behandlungsempfehlungen aus Sicht Komplementärmedizin
1. Vorbeugende Massnahmen
Um das Immunsystem zu stärken und um besser vor einer viralen Infektion der Atemwege geschützt zu sein, empfehlen sich neben einem gesunden Lebensstil mit ausreichend Schlaf, Bewegung und
gesunder Ernährung auch die Einnahme pflanzlicher und komplementärmedizinischer Arzneimittel über einen begrenzten Zeitraum (siehe weiterführende Informationen für konkrete pflanzliche
Wirkstoffe). Hilfreich können auch Übungen aus der Atemtherapie, aus Yoga, Kinesiologie oder anderen Komplementärtherapien sein.
2. Massnahmen bei Infektionssymptomen
Bleiben Sie im Verdachtsfall zu Hause. Rufen Sie Ihre Hausärztin/Ihren Hausarzt, das Ärztefon (0800 33 66 55) oder die medizinische Fachperson ihrer Wahl an. Bei Unklarheiten kann auch die
Hotline des BAG (058 463 00 00) oder ein Spital in Ihrer Region kontaktiert werden.
Die Symptome, welche das Coronavirus Sars-CoV-2 auslöst, sind bei einer grossen Mehrheit der betroffenen Personen mit jenen einer Grippe vergleichbar. Komplementär- und Phytoarzneimittel mit
einer nachgewiesenen antiviralen Wirkung können den Krankheitsverlauf idealerweise mildern. Wissenschaftliche Studien bezüglich der Wirkung einzelner Medikamente bei der Behandlung von Covid-19
Symptomen fehlen bis zum jetzigen Zeitpunkt. Daher ist der Einbezug von Fachpersonen zu empfehlen.
3. Verhalten bei Fieber
«Durch Fieber wird das Immunsystem aktiviert, Viren können sich im Körper schlechter vermehren, gewisse Bakterien können bei erhöhten Temperaturen nicht überleben», schreibt die Union
komplementärmedizinischer Ärzteorganisationen. Sie empfiehlt, sofern es der Allgemeinzustand erlaubt, auf fiebersenkende Mittel möglichst zu verzichten (siehe weiterführende Informationen). Diese
von der Komplementärmedizin schon seit Jahrzehnten ausgeübte Praxis ist inzwischen auch schulmedizinisch anerkannt. Dauert das Fieber mehrere Tage an oder treten Atembeschwerden oder ein
reduzierter Allgemeinzustand auf, bedarf es einer medizinischen Abklärung der Fieberursache.
4. Komplementärmedizin im Spital
Integrative Behandlungsmethoden könnten im Spital bei allen Patienten eingesetzt werden, die nicht intubiert und künstlich beatmet werden. Allerdings bieten erst wenige Spitäler integrative
Behandlungskonzepte an.
Die Klinik Arlesheim ist als grösste Privatklinik im Kanton BL Mitglied im kantonalen Krisenstab und als Covid-Behandlungsspital vorgesehen, falls die Kapazitäten im Bruderholzspital nicht
ausreichen. Die Klinik Arlesheim erarbeitet in Zusammenarbeit mit grossen deutschen integrativen Kliniken ein integratives Behandlungskonzept, das bei der Behandlung von Covid-Patienten zum
Einsatz kommen soll. Das Therapiekonzept enthält zusätzlich zur Einhaltung der schulmedizinischen Standards eine Ergänzung durch komplementärmedizinische Medikamente, äussere Anwendungen und
Therapien, da die integrativ-medizinischen Kliniken über viel Erfahrung in der Behandlung von viralen Infekten und Lungenentzündungen verfügen und somit differenziert auf verschiedene Phasen der
Erkrankung reagieren können.
Erwerbsausfallentschädigung bei Teilschliessungen
Gemäss der geltenden Covid-19-Verordnung 2 können nur Praxen von Therapeutinnen und Therapeuten mit einer behördlich angeordneten Vollschliessung einen Antrag auf Erwerbsausfall-Entschädigung
stellen. Die grosse Mehrheit der Praktizierenden darf einzig dringliche und nicht aufschiebbare Be-handlungen durchführen. Der Dachverband Komplementärmedizin hat den Bundesrat bereits
aufgefordert, rasch eine Lösung auszuarbeiten für alle Fachpersonen, die aufgrund der behördlichen Anordnung de facto von einer Teilschliessung betroffen sind. Der Dachverband Komplementärmedizin
wartet gespannt auf den Vorschlag des Bundesrats, der auf den 8. April angekündigt wurde.
Stellungnahme
Komplementärmedizinische Ansätze und traditionelle Heilmethoden bieten sehr viel Potential, weil sie ganzheitlich und auf die Stärkung der Selbstheilungskräfte ausgerichtet sind. Dieses Potential
muss in der interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenarbeit zwingend besser einbezogen, genutzt und künftig auch besser erforscht werden. Forschungen in Ländern wie China deuten klar
auf eine Wirkung von pflanzlichen Arzneimittelkombinationen hin. Es wäre wichtig, auch in der Schweiz mehr Forschungsgelder für Komplementärmedizin zu sprechen, was dem Verfassungsauftrag gemäss
Artikel 118a der Bundesverfassung entspricht.
Für die bessere Bewältigung im Umgang mit Infektionskrankheiten schlägt der Dachverband Komplementärmedizin die Umsetzung folgender Massnahmen vor:
- Bund und Kantone sprechen Forschungsmittel, um die Leistungen der Komplementärmedizin zur Stärkung des Immunsystems und zur Bekämpfung von Viren wissenschaftlich besser zu erforschen. Die Komplementärmedizin hat schon seit Jahrzehnten den Verzicht auf unnötige Fiebersenkungen und die Vermeidung von unnötigen Antibiotikagaben praktiziert, was ihr aktuelles Potential zeigt und ihre weitere wissenschaftliche Erforschung dringlich macht, damit sich ihre Möglichkeiten für alle entfalten können.
- Integration komplementärmedizinischer Angebote in Spitälern für Patienten und Personal.
- Bestellung und Heimlieferung von rezeptfreien Arzneimitteln, um Direktkontakte und damit Neuansteckungen zu verhindern. Voraussetzung ist eine vorgängige persönliche Fachberatung durch Apotheker und Drogisten per Telefon oder Videokonferenz.
- Unbürokratische Erwerbsausfall-Entschädigung bei Teilschliessungen von Praxen von Ärztinnen und Ärzten sowie Therapeutinnen und Therapeuten.
- Unbürokratische Entschädigung von telefonischen Beratungen und Videokonferenzen von Ärztinnen und Ärzten und Therapeutinnen und Therapeuten durch Versicherer.
- Aufnahme von Expertinnen und Experten der Komplementärmedizin in Kommission/en für Vor- und Nachsorge von Epidemien/Pandemien (natürliche Massnahmen zur Stärkung des Immunsystems und Bekämpfung viraler Infektionen fördern).
Weiterführende Informationen
UNION Schweizerischer Komplementärmedizinischer Ärzteorganisationen
Text zu
Fiebersenkung
Schweizerische Medizinische Gesellschaft für Phytotherapie SMGP
Vorbeugung und Behandlung von viralen
Infektionen der Atemwege mit pflanzlichen Arzneimitteln
Primary and Hospital Care
Immunstimulation zur Prävention und
Therapie von akuten Luftwegsinfektionen
Engadiner Post vom 19. März 2020
Interview mit Dr. Paul Thomas Raders zum Einsatz von TCM bei Covid-Patienten
Bei Fragen wenden Sie sich an:
- Nationalrätin Edith Graf-Litscher, Präsidentin Dakomed:
Tel. 079 347 08 93, edith.graf-litscher@parl.ch - Dr. med. Gisela Etter, Präsidentin Union komplementärmedizinischer Ärzteorganisationen: Tel. 044 687 48 28, etter.praxis@bluewin.ch
- Isabelle Zimmermann, Geschäftsführerin Dakomed:
031 560 00 24 , isabelle.zimmermann@dakomed.ch